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Pfleger kämpfen um Leben von todkranken Ungeimpften

Die Zahl der Intensivpatienten im CHEM steigt. Die Mitarbeiter im Pflegebereich lässt die Situation nicht kalt – denn viele ihre Patienten sind ungeimpft.

Am Mittwoch, den 17. November, 11 Uhr, liegen auf der Intensivstation des Centre hospitalier Emile Mayrisch vier schwerkranke Covid-Patienten.

Weniger als eine Stunde, nachdem die Krankenschwester das Zimmer dieser Patientin verlassen hat, erhält die Tochter der Patientin einen Anruf vom Ärzteteam. Sie wird gebeten, ins Krankenhaus zu kommen, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden.

Die 60-jährige Patientin, die seit Anfang November auf der Intensivstation behandelt wird, verstirbt wenige Stunden später – am selben Tag wird ihr Ehemann beerdigt, der ebenfalls auf der Intensivstation gelegen und drei Tage zuvor verstorben war.

Beide waren nicht geimpft.

Das Paar gehört zu jenen 40 Prozent der Intensivpatienten, die eine Covid-19-Erkrankung nicht überleben, berichtet die Leiterin der Intensivstation des CHEM. Immer häufiger kommt es vor, dass es Mitglieder derselben Familie trifft. Nicht nur Ehemann und Ehefrau, sondern auch eine Mutter und ihr Sohn hätten hier schon den Kampf gegen das Virus verloren, so Lucie.

Ein Großteil der Neuinfektionen findet laut den Zahlen des Gesundheitsministeriums weiterhin im Familienumfeld statt. Außerhalb der Krankenhausmauern wird über diese Tatsache jedoch kaum gesprochen, weil das Personal an die berufliche Schweigepflicht gebunden ist. Zudem will man den Angehörigen der Verstorbenen noch mehr Kummer ersparen. Für das Gesundheitspersonal, das nach 20 Monaten Pandemie immer noch an vorderster Front tätig ist, wird die Situation immer schwerer erträglich.

„Ich bin empört über die Leute, die glauben, dass es das alles nicht gibt“, sagt Cécile, Krankenschwester auf der Intensivstation. Ihre Kolleginnen Océane und Isabelle ärgern sich ebenfalls über „Nachbarn, die die Auswirkungen des Virus herunterspielen“. Die Gegensätze in dieser Debatte verschärfen sich. Krankenpfleger Kamel sieht diese Infektionswelle wiederum „als ersten Härtetest für die Impfung“.

Laut Angaben von Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) vom vergangenen Freitag sind 76 Prozent der Bürger über 18 Jahren geimpft. Von jenen Corona-Patienten, die derzeit auf Normal- und Intensivstationen behandelt werden, hat jedoch die Mehrheit keine einzige Dosis erhalten.

Im Gegensatz zu Österreich, das einen neuen generellen Lockdown verhängt hat und ab Februar nächsten Jahres eine Impfpflicht einführen will, verfolgt Luxemburg weiterhin einen weniger strengen Ansatz.

Bei der Bekämpfung des Corona-Virus setzen die Gesundheitsbehörden auf bürgernahe Angebote wie den „Impfbus“, die Impfung in Apotheken sowie ein neues Impfzentrum in der Hauptstadt. Zudem können sich nun mehr alle Personen über 18 Jahre eine „Booster-Impfung“ abholen.

Belgien hat eine ähnliche Maßnahme angekündigt. Die dritte Dosis darf jedoch frühestens sechs Monate nach der Impfung mit zwei Impfdosen mit AstraZeneca oder Moderna verabreicht werden – oder einen Monat nach einer Impfung mit Johnson&Johnson. Die Maßnahme dürfte den Großteil der Bevölkerung also erst ab Anfang 2022 betreffen.